Erneuerbare Energien in Großbritannien mit Atomkraft?
4. Januar 2018Der Strommarkt in Großbritannien steht vor dem größten Wandel seit 30 Jahren. Das Energieministerium (DECC) legte ein innovatives Konzept zur »Electric Market Reform« vor. Dieser Entwurf beinhaltet unter anderem die Einführung eines Mindesttarifes für Kohlendioxid-Emissionen. Parallel dazu soll Strom, der mit einem geringen CO2-Ausstoß produziert wird, mit einem Einspeisetarif belohnt werden. Vorgesehen ist die Neuerung ab dem Jahr 2013. Konträr in Bezug darauf planen die Briten bis 2015 die zusätzliche Erzeugung von 19 Gigawatt aus nuklearen Quellen. Es stellt sich hier eindeutig die Frage, ob man in Großbrittannien den Begriff erneuerbare Energien richtig verstanden hat. Ich darf es anzweifeln.
Insbesondere die Vertreter der Organisation des Windenergieverbandes Renewable UK kritisieren diese einschneidenden Maßnahmen. Sie befürchten, dass sich die Initiativen negativ auf die Bedingungen für die Offshore Windkraft auswirken werden. Durch die Fördermaßnahmen waren die Rahmenbedingungen für die Gewinnung der Windenergie bis dato äußerst attraktiv.
Seitens der Regierung werden diese Bedenken nicht geteilt. Großbritannien plant die weitere Anteilssteigerung für erneuerbare Energien auf einen Prozentsatz von 30 bis ins Jahr 2020. In der Summe bedeutet das, sowohl die Stromgewinnung aus Windparks als auch aus Atomkraft zu steigern. Hauptsache die CO2 Emissionen sinken messbar! Die vorläufige Kostenschätzung für die den Plan beläuft sich auf 130 Milliarden Euro bis ins Jahr 2020.
Die Öffentlichkeit sowie die Medien stehen diesem Vorhaben zum Teil skeptisch gegenüber. Grundsätzlich ist man zwar der Auffassung, dass eine Kohlendioxidreduktion gut ist, anderseits könnte der Plan die bestehenden und funktionierenden Abläufe beeinflussen. In Großbritannien läuft derzeit das weltweit attraktivste Förderungsmodell für die Gewinnung von Windenergie aus Offshore-Parks. Die daran angeschlossene Industrie befürchtet nur einen Einbruch des Booms, der für Arbeitsplätze und zur positiven Wirtschaftsentwicklung geführt hatte. Die neue Koalitionsregierung aus Tories und liberalen Demokraten wendet sich mit dieser Idee vollständig von den Vorhaben der im Mai 2010 abgewählten Labour Party ab. Diese wollte auf keinen Fall staatliche Förderungen für Atomkraft freigeben.